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Rede von Herrn von Knobelsdorff

Rede zur Ausstellungseröffnung "Kleine Patienten malen drauflos??
von Eckfrid von Knobelsdorff

Liebe Besucher dieser Bilderschau von kleinen Patienten aus der Kinderklinik Links der Weser!
Ich will keinen großen Vortrag halten über die Art und Weise wie eine solche Ausstellung entsteht, sondern mich mehr mit den einzelnen "Bildermalern" beschäftigen. Wie und wo die ganze Sache hier entsteht, können Sie auf der Bildertafel am Anfang der Ausstellung lesen. Die Schrift ist groß genug und man kann sie auch ohne Brille erkennen. Sie merken schon, wir haben an alles gedacht!

Zurück zur "Kinderkunst".
Meiner Meinung nach brauchen viele Bilder hier den Vergleich mit der sogenannten "Erwachsenenkunst" nicht zu scheuen.
Joseph Beuys hat mal gesagt: "Jeder ist ein Künstler"!
Nun ja, am Anfang mehr, zum Schluss weniger.
Das heißt, am Anfang hat das Kind noch einen unverstellten Blick auf seine Umwelt und versucht, sein "Erleben" darzustellen. Später, beim Jugendlichen, folgt dann meist die Periode des "Nachahmens" der Erwachsenenwelt mit all dem "Zeitgeist" zugeschriebenen Einflüssen. Die kleinen Patienten haben ihre Eindrücke sofort zu einem großflächigen Bild verarbeitet und zwar so spontan und gut, dass es einen umhaut! Der Hai zum Beispiel, wenn man ihn länger betrachtet, verfolgt einen im Traum beim nächsten Badeurlaub am Meer! Auf eine Riesentafel vergrößert sagt er mehr aus wie manche aufgestellte Vergrößerung bei der Dokumenta. Liebhaber der Expressionisten haben bestimmt keine Schwierigkeiten eine solche Arbeit zu würdigen. Also lassen Sie, liebe Besucher, die Bilder auf sich wirken, die Dinger putzen mächtig an der Wand. Meine Frau und ich lassen sich immer wieder mit den Kindern auf neue Abenteuer ein, weil wir ja nur einmal die Woche von 14-17 Uhr eine kurze Zeit zur Verfügung haben. Der Klinikaufenthalt ist ja meist beschränkt. Toll finden wir natürlich, wenn eine Mutter, die den Untersuchungsbefund ihres Kindes abgewartet hat und den Jungen beim Malen bedrängt: "Komm wir fahren jetzt nach Hause", von ihrem Sohn zu hören bekommt: "Eigentlich wollte ich ja noch 2 Tage länger in der Klinik bleiben!"

Überhaupt das Verhalten der Kinder und ihr mangelndes Selbstbewusstsein: "Das kann ich niiiicht!!"
Wir ermutigen erst einmal recht lange und finden es dann prima, wenn dann die fertigen Bilder stolz der Familie gezeigt werden. Manchmal werden wir auch von den Eltern gefragt: "Warum malt mein Kind in dem Alter noch so komische Köppe- ist das normal?". Ich kenne nicht viele Untersuchungen, die sich mit dieser Problematik beschäftigen und so müssen wir bei Vergleichen immer von den bei uns vorliegenden Arbeiten ausgehen. Wenn wir die entstandenen Malereien als Foto an die Kinder verschicken, das macht immer Frau Doms, die unseren Arbeitsplatz, das Spielzimmer, 36 Jahre lang geleitet hat, freuen wir uns über jede Rückmeldung. Ein netter Vater hat sich neulich so reizend bedankt: "So ein tolles Bild und dann die erste persönliche Post, die meine Tochter erhalten hat, Lara war hin und weg!" Zu jedem Bild fallen einem die Geschichten wieder ein und auch die Gespräche über die nicht leichten Lebensumstände der Kinder. Die Frage: "Warum machen die 'Knobels' das, die haben doch mit ihrer Kunst genug zu tun?" Die unverstellte Herangehensweise der Kinder ist eine enorme Bereicherung der eigenen Arbeit. Ganz uneigennützig ist es also nicht. Wir haben nicht alle Bilder ausstellen können, es sind 40 geworden. Einige Bilder haben wir auf dem Tisch ausgelegt. Sie können dort die Arbeiten einsehen. Sollten die Eltern mit ihren Kindern hier sein, sind die Arbeiten nach Hause zum Mitnehmen gedacht. Unser Dank für die Hilfe, die schöne Ausstellungsmöglichkeit und dem Bild eines unserer Malkinder auf der Programmübersicht gilt dem Haus der Wissenschaft und seinem Team: Frau Santos - Frau Wölke - Frau Kück. Besonderer Dank gilt dem Förderverein der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Links der Weser e.V. bei der Finanzierung. Ausstellungen sind nun einmal teuer, da geht es um Kosten für Rahmen, Passepartous, Schriften, Prospekte ect. Ich hoffe Sie nicht zu lange mit meinen Ausführungen genervt zu haben. Wenn Sie Fragen haben, hier stehen wir - wir können nicht anders!

Vielen Dank für Ihr Kommen!!!
Und nicht vergessen:
Am 15. September hier im Haus um 11 Uhr der Vortrag von Dr. Claßen:
"Bauchschmerzen bei Kindern - Was steckt dahinter?"
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