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Kindererziehung in Bremer Kaufmannsfamilien

"... und dann hat Robinson geweint."
Kindererziehung in Bremer Kaufmannsfamilien (1870-1930)
Dr. Wiebke Hoffmann bei "Wissen um 11"

Am Samstag, den 15. Mai um 11 Uhr wird Dr. Wiebke Hoffmann den Vortrag halten: "... und dann hat Robinson geweint." Kindererziehung in Bremer Kaufmannsfamilien (1870-1930). Hoffmann studierte an der Universität Bremen Germanistik, Geschichte und Kulturwissenschaft. 2008 promovierte Sie zum Thema: "Auswandern und Zurückkehren. Kaufmannsfamilien zwischen Bremen und Übersee. 1860-1930". Dabei untersuchte Hoffmann historische Quellen in staatlichen und privaten Archiven.

Zum Vortrag
Der Titel des Vortrags nimmt Bezug auf die Abenteuergeschichte von "Robinson Crusoe", die 1719 von Daniel Defoe zum ersten Mal publiziert wurde und ungezählte Auflagen erreichte. "Robinson Crusoe" spielte in Bremer Kinderzimmern eine besondere Rolle. Es ist die fiktive Geschichte eines Bremer Kaufmannssohns, der in Übersee Abenteuer bestand, sein "Glück" machte und schließlich in die Heimat zurückkehrte. Auswanderung und Rückkehr gehörten in den Jahren von 1860 bis 1930 zur Erfahrung von Bremer Kaufmannsfamilien. Kinder erlebten das Fortmüssen und Zurückkehren ihrer Väter. Wenn dieser von seinen monatelangen Geschäftsreisen aus Afrika zurückkehrte, stellte er seine Arbeit als Abenteuer dar. Bremer Kaufleute heirateten in ihrer Heimatstadt, nachdem sie etwa zehn Jahre lang als Junggesellen im Ausland gearbeitet hatten. Anschließend gründeten die Eheleute in Übersee Familien. Nach etwa zehnjährigem Aufenthalt kehrten die Familien nach Bremen zurück. Als Wohnsitz wurde - wenn möglich - ein Haus in der Nähe von Verwandten ausgewählt. Anschließend reisten Kaufleute häufig erneut nach Übersee. Ehefrauen und Kinder blieben in Bremen zurück.

Anhand von Brief- und Fotoquellen soll es in diesem Vortrag um bürgerliche Kindererziehung zwischen 1870 und 1930 gehen. In der Forschung wird zwischen Mädchen- und Knabenerziehung unterschieden. In den Familien waren demnach jeweils geschlechtspezifische Rollen für die Kinder festgelegt. Doch Eltern mussten erkennen, dass sich in der Praxis solche Vorstellungen nicht unbedingt umsetzen ließen. Und auch die Auffassung, Väter würden sich vor allem mit Strenge in die Erziehung einschalten, lassen sich durch die Briefquellen nicht bestätigen. Auffällig ist dagegen die energische Disziplinierung kleiner Kinder durch ihre Mütter. Das Verhalten der Mütter war bis zum Ersten Weltkrieg nicht geeignet, um Töchtern einen Weg in selbständige Lebensformen mit Berufsausbildung zu weisen. Dafür sorgten eher Väter.

Am Samstag, den 22. Mai wird Prof. Dr. Rainer Stollmann den Vortrag halten: "Warum wir lachen".

"Wissen um 11", die Wissenschaftsmatinee in Bremen, in der spannende und aktuelle Themen aus der Wissenschaft jeden Samstag um 11 Uhr in dreißig Minuten vorgestellt werden.

Der Eintritt ist frei.

Kindererziehung in Bremer Kaufmannsfamilien