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Dur-Katlimmu

"Zwischen Tierknochenabfall und Keilschrifttexten" Konsumverhalten und Umweltvernichtung in der assyrischen Stadt Dur-Katlimmu

Dr. Cornelia Becker bei "Wissen um 11"

Am Samstag, den 01. März um 11 Uhr wird Dr. Cornelia Becker den Vortrag "Zwischen Tierknochenabfall und Keilschrifttexten" Konsumverhalten und Umweltvernichtung in der assyrischen Stadt Dur-Katlimmu vorstellen. Becker absolvierte ein Studium der Zoologie, Botanik und Anthropologie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel. 1978 folgte die Dissertation über die Haus- und Wildschweine im wikingerzeitlichen Haithabu. Von 1981 bis 1983 war Becker Mitarbeiterin im Ausgrabungsprojekt Kastanas/Griechenland. Seit 1983 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin. Bis heute führt sie ihre Forschungsarbeit in zahlreiche Länder Europas und Vorderasiens zu den Themen Umweltentwicklung in prähistorischer Zeit, Ernährungsstrategien, Ressourcennutzung und Handwerk, basierend auf Tierknochenfunden aus Siedlungen vorkeramischer Perioden, des Neolithikums, der Bronze- und Eisenzeit bis ins Frühe Mittelalter.

Zum Vortrag:
Dur-Katlimmu/Tell Schech Hamad war im 2. und 1. Jt. v. Chr. eine politisch bedeutende Provinzstadt an der Westflanke des assyrischen Reiches. Seit 1985 wird ihre Geschichte mithilfe von Ausgrabungen und Geländebegehungen erforscht. Teile der großen Stadtanlage und eines ausgeklügelten Bewässerungssystems sowie Tonnen von Funden wurden ans Tageslicht gebracht, darunter über 1000 Keilschrifttafeln und ca. 100.000 Tierknochen. Letztere sind Abfälle von Schlachtungen und Fleischmahlzeiten. Die Analyse dieser Knochen ergab Hinweise zum Repertoire und zur Qualität der Speisen in verschiedenen Stadtvierteln. Sowohl Haus- als auch Wildtiere fanden Verwendung, darunter Schafe, Rinder, Kamele, aber auch Gazellen, Damhirsche, Wildschweine, Biber und Elefanten bis hin zu Flussmuscheln, Fischen und Enten. Spezifische Biotopansprüche der genannten Arten ermöglichen eine Skizzierung damaliger Umweltverhältnisse und des Viehmanagements. Angesichts des vielfältigen Bedarfs an Nahrungs- und Rohstoffen für eine im 1. Jt. v. Chr. auf mehrere Tausend Einwohner angewachsene Bevölkerung konnten massive Eingriffe in die Umwelt nicht ausbleiben. Sie führten in dem sensiblen Umfeld der Flussauenlandschaft entlang des Habur und in den weiten Steppen zu einer irreversiblen Verarmung der Fauna (und Flora). Daten zur Ökonomie können aber auch den Tontafeln, speziell den Wirtschaftstexten aus mittelassyrischer Zeit (um 1300 v. Chr.) entnommen werden. Von Experten entziffert, erschlossen sich unzählige Aussagen zur staatlich organisierten Viehwirtschaft. Die Gegenüberstellung beider Quellen führt zu einem aufschlussreichen Bild damaliger Lebensumstände. Es wird deutlich, wie prägend der Aspekt "Wasser" für das Leben in dieser Region war - heute eine Wüstensteppe, damals eine Landschaft mit einem flussbegleitendem Auwald mit reicher Tierwelt, Offenwäldern in der Steppe und Weideflächen für große Tierherden.

Am Samstag, den 08. März wird Prof. Dr. Benno Meyer-Rochow das Thema "Aggression bei Mensch und Tier: mehr als ein notwendiges Übel?" vorstellen.

"Wissen um 11", die Wissenschaftsmatinee in Bremen, in der spannende und aktuelle Themen aus der Wissenschaft jeden Samstag um 11 Uhr in dreißig Minuten vorgestellt werden.
Der Eintritt ist frei.

Dur-Katlimmu